Wenn der Tinnitus sich meldet…
Gestern, es war ein Sonntag, quälte mich mein Tinnitus wieder. Den „Kumpel“, so nenne ich meinen ständigen Begleiter inzwischen, habe ich jetzt seit 18 Jahren. Auch vorher hatte ich schon Tinnitus. Meistens hörte ich ihn, weil ich zu viel gearbeitet oder mich über etwas oder jemanden geärgert habe. Ein persönlicher Schicksalsschlag war damals der Auslöser. Bei mir ist der Tinnitus seitdem ein „Bienenschwarm“, nur ohne Honig. Also ein ganz helles Summen oder Pfeifen. Es werden viele Möglichkeiten angeboten mit dem Kumpel klar zukommen. Eine Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT), eine Kur, Tinnitracks, Noiser, Masker, Hörgeräte, Musik, Springbrunnen und und und.
Technische Hilfsmittel wollte ich nicht, da ich noch keinen Hörverlust habe. Am meisten hat mir eine Schulung von Jastreboff zum TRT von 1994 geholfen. Es ging kurz gesagt darum, sich nicht auf seinen Tinnitus zu konzentrieren, sondern auf die schönen Dinge des Lebens. Also auf Ablenkung. Ich stellte bei mir fest, wenn ich Cola trinke, wenn ich eine Flasche Bier trinke, wenn ich zu viel arbeite, dann wird mein Kumpel stärker und so kann ich die Aufzählung beliebig fortführen. Deshalb habe ich diese Auslöser reduziert.
Die Natur tut dem Tinnitus gut. Entspannung hilft
Am Besten hilft mir der Gang in die Natur. So war mein Kumpel im Urlaub 2017 nach etwa drei Tagen komplett verschwunden. Ich war jeden Tag draußen und sehr entspannt. Da wir sehr abgelegen im Wald Urlaub gemacht haben, ohne Fernsehen und neue Medien, gab es auch keine Möglichkeit, mich zu erreichen. Allerdings war er nach zwei Tagen auf Arbeit auch wieder da.
Gestern, als der Kumpel wieder besonders nervte, habe ich mein Fotoapparat genommen und Motive für die Website gesucht und auch gefunden. Ich habe die frische Luft genossen, war abgelenkt und habe meinen Kumpel fast gar nicht wahrgenommen oder besser ausgedrückt, ich habe ihn fast vergessen.
Was hilft noch bei Tinnitus?
Haben Sie ein Hobby, in dem Sie voll aufgehen? Mir fällt dabei spontan Gartenarbeit ein oder die Arbeit an der Modelleisenbahnanlage. Hier kann man gut abschalten, weil ich mich total auf das was ich tue konzentriere. Auch Sport ist eine gute Gelegenheit sich abzulenken. Sich mit anderen zu treffen und auszutauschen, lenkt sehr gut vom eigenen Quälgeist ab. Beim Besuch von Freunden oder Veranstaltungen werde ich aktiv abgelenkt und muss mich auf das Gespräch, die Musik oder ähnliches konzentrieren. Das setzt natürlich voraus, dass man gut hört. Ein Hörtest schafft Klarheit. Ganz nebenbei kann man noch seine Tinnitusfrequenz bestimmen lassen.
Neben aktiven Tätigkeiten beschäftige ich mich im Moment mit Achtsamkeitsübungen, Atemübungen, progressive Muskelentspannung und Meditation, um mir eine weitere Möglichkeit zu erschließen, den Kumpel vor allen Dingen in Ruhephasen besser zu beherrschen.
Jeder muss seinen Weg finden, um mit dem Geräuschen klar zu kommen, so dass die eigene Lebensqualität nicht leidet. Gehen Sie los und suchen sich bei Bedarf professionelle Hilfe beim HNO-Arzt, beim Hörakustiker, beim Tinnitustherapeuten oder auch beim Psychologen. Egal was Sie tun, es ist alles besser, als nichts zu tun.
Weitere Informationen zum Thema Hören finden Sie auch bei der Grundlage des Hörens.